Gründungsgeschichte

Gründung und Zielsetzung

Das Gymnasium Maria Königin wurde gegründet und getragen von den Missionaren von der Heiligen Familie (Abkürzung MSF: Missionarii a Sacra Familia). Die Missionare leben in einer Kongregation von Ordensbrüdern und -priestern, die 1895 gegründet wurde.

Es war der französische Pater Jean Berthier (1840-1908), der als Mitglied der Gemeinschaft der „Missionare Unserer Lieben Frau von La Salette“ in Frankreich lebte und sich für die Ausbildung junger mittelloser Männer und Spätberufener für die Mission und den Ordenspriesterberuf einsetzte. In Grave bei Nijmegen in den Niederlanden bezog die Gemeinschaft das erste Heim.

Die Zielsetzung des Ordens war und ist die Teilnahme an der missionarischen Sendung der Kirche, die Förderung der apostolischen Berufe und der Dienst an der Evangelisierung, wobei der Familienseelsorge das ganz besondere Anliegen gilt. Die Einrichtung von ordenseigenen Schulen diente dem Priester- und Missionarsnachwuchs.

Sehr schön deutlich wird das Anliegen des Ordens in seinem Signet, dem Symbol des Sternes (als Hinweis auf die Ankunft des Erlösers, auf seine Menschwerdung), des Kreuzes (als Zeichen, in dem sich Erlösung vollendet, im Geheimnis des Todes und der Auferstehung Jesu Christi) und des Kreises (als Erinnerung an den Auftrag Christi an die Mission: „Geht hin zu allen Völkern“ des Weltkreises). So ist der Orden der Missionare von der Heiligen Familie heute in insgesamt 21 Ländern der Welt in diesem Auftrag tätig.

Die Niederlassung in Altenhundem

1919 mietete die Ordensgemeinschaft die Adolfsburg in Oberhundem an und verbrachte den ersten Winter mit 52 Schülern und acht Lehrerpatres unter unzumutbaren Bedingungen. Seither sind die Patres in unserer Gegend präsent und nicht mehr wegzudenken. Ein herber Rückschlag war die Auflösung der Missionsschule im März 1940 durch die Nationalsozialisten, so dass man erst nach dem Zweiten Weltkrieg mit nur zehn Schülern wieder ganz am Anfang stand. Schnell aber erkannte man die Notwendigkeit, Missionsschule und Internat andernorts unterzubringen, da die Gebäude baufällig waren.

Nach langer Suche fand man schließlich ein 34 Morgen großes Gelände auf dem Rüberg, wo seit 1956 der glockenlose Kirchturm des Klosters und der Schule Maria Königin aufragt (an der Straße von Bilstein nach Altenhundem, sichtbar aus allen Tälern Lennestadts und der Gemeinde Kirchhundem).

Ab 1962 erfolgte die Gründung einer Sonderform der Realschule mit Latein als Fremdsprache und parallel dazu der Abbau der alten Missionsschule. Ein vorübergehendes schulisches Intermezzo bildeten von 1958 bis 1971 Förderklassen für Spätaussiedlerkinder und Jugendliche aus Osteuropa mit zweijährigem Förderkurs in Deutsch, um den Anschluss an eine altersgemäße Schul- und Berufsausbildung zu erreichen. Insgesamt 220 Jungen absolvierten diese speziellen Kurse.

Gymnasium Maria Königin

Zunächst bis 1972 bestand die Einrichtung als Realschule, aber schon 1967 wurde das Private Alt- und Neusprachliche Gymnasium Maria Königin gegründet, und unter der Leitung von OStR Paul Tigges begann der Unterricht mit zunächst nur 26 Schülern. Danach entwickelte sich die Schule schrittweise zur heutigen Ausbaugröße: Koedukation und Zweizügigkeit folgten 1971, 1975 der Schulerweiterungsbau mit Verwaltung und den Räumen für die Naturwissenschaften und dann – 1976 – das erste Abitur. 1981 wurde das Internat aufgelöst und die neue Turnhalle und die Erweiterungsbauten an den Schulgebäuden konnten eingeweiht werden. Einen weiteren Einschnitt bedeutete 1986 die Verabschiedung des Schulleiters OStD Tigges und die Einführung seines Nachfolgers Pater Nies, der 1997 von OStD Schleime abgelöst wurde.

Auch das Profil der Schule entwickelte sich fort, z.B. durch den ersten Schüleraustausch mit dem französischen Partnergymnasium in Thônes 1989, mit der Möglichkeit, in Klasse 7 zwischen Latein und Französisch als zweiter Fremdsprache wählen zu können und 1990 mit der Einführung der Dreizügigkeit. So konnte dann 1992 in festlicher und fröhlicher Stimmung die Schulgemeinschaft ihr 25-jähriges Jubiläum als Gymnasium feiern. Im Jahr 2000 wurde die Kooperation mit dem Gymnasium der Stadt Lennestadt in der Sekundarstufe II aufgenommen.

Mit dem polnischen Gymnasium Nr. 1 in Otwock (Partnerstadt Lennestadts nahe Warschau), das in der Trägerschaft der polnischen Ordensprovinz der Missionare der Heiligen Familie liegt, wurde im Jahre 2001 unser zweiter Schüleraustausch begründet. Dem folgte 2008 der dritte Austausch mit der katholischen St. Joseph’s Secondary School in Ballybunion, Kerry County, Irland, und seit 2009 eine weitere Jugendbegegnung mit der Thomas Foreign Language School in Quingdao (Volksrepublik China) unter Federführung der Akademie Biggesee. Erste Kontakte zum Aufbau eines Schüleraustauschs mit einer spanischen Schule auf Teneriffa sind die Folgen der 2012 erfolgten Einführung von Spanisch im Wahlpflichtbereich II der Sekundarstufe und als neueinsetzende Fremdsprache in der Einführungsphase der Oberstufe.

2002 sah sich die Ordensgemeinschaft – insbesondere Im Blick auf die Altersstruktur der deutschen Ordensprovinz – nicht mehr in der Lage, die vielfältigen Aufgaben und Belastungen der Schulträgerschaft zu bewältigen, und so ging diese nach langen Sondierungen auf den neuen Trägerverein „Gymnasium Maria Königin e.V.“ über.

In den folgenden Jahren standen aufgrund der gestiegenen Schülerzahlen (2004: über 750) große Umbau- und Modernisierungsmaßnahmen im Mittelpunkt. Die Verwaltung wurde in die weitgehend leerstehenden Räumlichkeiten des ehemaligen Internats im Kloster verlegt, nachdem diese renoviert und der gesamte Schulkomplex auf den neuesten Stand des Brandschutzes gebracht worden war.

Innere Veränderungen des Schulbetriebes ergaben sich 2005 mit der Entwicklung des Projekts „Junge Kirche“ durch den Arbeitskreis Schulpastoral mit dem Ziel einer modernen Gottesdienstkultur und der Planung einer zukunftsträchtigen Nutzung des Klosters und vor allem der Kirche.

Unterrichtlich prägten das 2007 erstmalig abgehaltene Zentralabitur, die Verkürzung der Gymnasialschulzeit auf 8 Jahre (G8) und die daraus resultierende Einführung des Doppelstundenmodells (Unterrichtseinheiten von 90 Minuten) die Arbeit. Hinzu kam die Weiterentwicklung des Schulprogramms durch die Einrichtung der Hausaufgabenbetreuung im Rahmen der Individuellen Förderung und der nachfolgend schrittweise Ausbau durch Schülernachhilfe und Lernstudios im Jahre 2010. Bereits 2011 wurde diese Arbeit in einer sehr erfolgreich absolvierten Qualitätsanalyse durch eine Prüfungskommission des Landes NRW gewürdigt.

2013 stand dann das Doppelabitur im Mittelpunkt der schulischen Arbeit: Insgesamt 169(!) Schülerinnen und Schüler legten die Prüfungen ab, wobei die G8er nach acht Jahren dieselben Aufgaben lösten wie die G9er.

Doch wurde in diesen Jahren auch gefeiert: so im Jahre 2008 anlässlich des 50-jährigen Jubiläums der Aufnahme des Schulbetriebs auf dem Klosterberg und des 25-jährigen Jubiläums des Arbeitskreises „Servir“ 2010 zur Unterstützung der Straßenkinder in Brasilien. Festgottesdienste und -veranstaltungen sowie entsprechende kunterbunte Aktivitäten der gesamten Schulgemeinde boten vielfältige Eindrücke eines lebendigen Gymnasiums.

2015 hinterließ zwiespältige Empfindungen – erfreuliche, denn „Servir“ feierte sein 30-jähriges Bestehen – traurige, denn die Patres beendeten ihr Wirken vor Ort. Mit verschiedenen Aktionen, die bei der gesamten Schulgemeinde die Bedeutung dieses Engagements für die Menschen in der sogenannten Dritten Welt erneut ins Bewusstsein heben konnte, zumal ein neues Schulprojekt in Kenia seit 2012 neben dem in Brasilien unsere Hilfe dringend nötig hat.

Traurig war dann der Anlass für verschiedene feierliche Veranstaltungen, mit denen eines bedeutenden Einschnitts in der Geschichte des Klosters und des Gymnasiums Maria Königin gedacht wurde: Am 1. Oktober 2015 verabschiedeten sich die letzten noch verbliebenen Patres von ihrer jahrzehntelangen Wirkungsstätte: P. Heinrich Büdenbender, P. Franz-Josef Holstein, P. Johannes Nies, P. Adolf Reiners, P. Hubert Tillmann und P. Josef Vodde schlossen die Klosterpforte hinter sich ab. Die Zukunft der Klosterräume ist jedoch gesichert, denn mit Beginn des Jahres 2018 wird der Jugendhof Palotti Lennestadt unter diesem neuem Namen nach der Übersiedlung aus Olpe die Räumlichkeiten mit jungem Leben füllen.

Im Jahre 2017 feiern das Gymnasium Maria Königin sein 50jähriges und der Freundeskreis der Ehemaligen sein 25jähriges Bestehen mit einem Großen Gala-Abend, einem Ehemaligen-Fußballturnier und einer abendlichen Ehemaligen-Fete.

Heute besuchen weit über 800 Schülerinnen und Schüler das Gymnasium Maria Königin; sie werden von 60 Lehrerinnen und Lehrern unterrichtet. Unsere Schülerschaft kommt aus allen Ortschaften der Stadt Lennestadt, aus den Gemeinden Kirchhundem, Finnentrop und dem Hochsauerlandkreis, also einem großen Einzugsgebiet, um das Angebot einer Schule in katholischer Trägerschaft wahrnehmen zu können.

Trägerschaft

Zum 1. Januar 2002 ging die Trägerschaft auf den Trägerverein „Gymnasium Maria Königin e.V.“ über. Nähere Informationen zum Trägerverein finden Sie unter dem Menupunkt „Unsere Schule/Schulträger/Trägerverein“.

Den Orden der Missionare von der Heiligen Familie bilden zurzeit weltweit 950 Patres und Brüder in vielen Teilen der Welt, u.a. in Polen, Indonesien, Brasilien, Madagaskar und Neuguinea. Die Generalleitung hat ihren Sitz in Rom. In Deutschland verbleiben nur noch ca. 70 Mitglieder.

 

zusammengestellt von Jürgen Lambrecht, StD (01/2017)

Quellen:

  • http://www.missionare.org/ (Stand 01/2017)
  • Provinzialat der Missionare von der Heiligen Familie (Hg.): Presse-Information: 100 Jahre Missionare von der Heiligen Familie, Düren 1995
  • Pater Leo Jahn: Kloster und Gymnasium Maria Königin, in: Jahresbericht der Volksbank Hundem-Lenne eG, Lennestadt 1994, S.18-21
  • Pater Johannes Nies: 25 Jahre Gymnasium Maria Königin, in: MK-Echo, Jahresschrift der Schule, Lennestadt 1992, S.4-9
  • Sendbote, Zeitschrift der Missionare von der Heiligen Familie, H. 12/1998, S. 38
  • MK-Echo, Jahresschrift des Gymnasiums Maria Königin, diverse Jahrgänge