Rede von Lisa Fleper bei Demo für Demokratie und Vielfalt

Mehr als 1.000 Menschen sind dem Aufruf zu einer Kundgebung für Demokratie und Vielfalt gefolgt, dem sich auch unsere SV und unser Schule insgesamt angeschlossen hatten. Mehr als 70 Organisationen, Parteien, kirchliche Gruppen und Institutionen, viele Jugendgruppen waren dem Aufruf der Jugendverbände gefolgt. Unser Gymnasium war gleich mehrfach an der Organisation und Durchführung beteiligt. Alexander Sieler hatte gemeinsam mit dem Kreisjugendring und dem BDKJ die Koordination der Veranstaltung übernommen. Zum Organisationsteam gehörten auch Ansgar Kaufmann und unser ehemaliger Schüler Manuel Behle und unser ehemaliger Kollege Andreas Stein. Ein Video von der Veranstaltung findet sich hier https://www.youtube.com/watch?v=IpdIZgJ3McE (Bilderdienst Olpe,Berthold Stamm)

Für die musikalische Gestaltung war kurzfristig Hendrik Schörmann eingesprungen, der mit Hannah Tillmann unter anderem Songs aus „The Greatest Showman“ und „Neue Brücken“ von Pur präsentierte. Bei „Unser Stammbaum“ von den Bläck Fööss sang zum Ende der Kundgebung der gesamte Marktplatz mit und setze so ein deutliches Zeichen für Vielfalt und gegen Rassismus.

Großen Applaus erhielt auch unsere Schülerin Lisa Fleper aus der Q1, die eine beeindruckende Rede hielt, die wir im Folgenden abdrucken.

Lisa Fleper: “Wir stehen auf!” – Für Vielfalt & Demokratie

“Demokratie ist mehr als eine parlamentarische Regierungsform, sie ist eine Weltanschauung, die wurzelt in der Auffassung von der Würde, dem Wert und den unveräußerlichen Rechten eines jeden einzelnen Menschen. Eine echte Demokratie muß diese unveräußerlichen Rechte und den Wert eines jeden einzelnen Menschen achten im staatlichen, im wirtschaftlichen und kulturellen Leben. Wer wirklich demokratisch denkt, muß Achtung vor dem anderen, vor dessen ehrlichen Wollen und Streben haben.”

Mit diesen Worten beendet Konrad Adenauer seine Überlegungen zur Frage, wie es zum Nationalsozialismus in Deutschland kommen konnte. Davor schildert er die Geschichte deutscher Demokratie und macht auf Dinge aufmerksam, welche zum Fall dieser in unserem Land 1933 beigetragen haben. Ich lebe in diesem Land mit dem Wissen, dass meine Stimme zählt. Meine Meinung ist erwünscht, meine Stärken werden gewürdigt, meine Einzigartigkeit gewertschätzt. Ich will gar nicht so genau wissen, wie es wäre, wenn ich nicht sagen könnte, was ich will. Wenn ich nicht reden könnte, mit wem ich will und wo ich will. Wenn ich nicht offen auf jede Person zugehen könnte, in der Angst, mit jemandem zu sprechen, der mich verrät. Ich kann mir nicht vorstellen Gesetze zu befolgen, um Menschen um mich herum auszugrenzen, aus dem einfachen Grund, dass sie Menschen sind. Ich kann mir nicht vorstellen im Unterricht auf die Beiträge meiner Mitschüler*innen zu verzichten, weil ihre Eltern oder sie selbst nicht in diesem Land geboren wurden. Dieses Land. Unser Land! Das Land, welches weltweit für Freiheit und Demokratie bekannt ist. Das Land, welches für viele Menschen als ihr Ziel einer teils langen und beschwerlichen Reise auserkoren wurde. In der Hoffnung, in ihm eine neue Heimat zu finden. Und dann kommen wir und machen dieses Ziel kaputt?

Artikel 1: “Die Würde des Menschen ist unantastbar, […] Das Deutsche Volk bekennt sich darum zu unverletzlichen und unveräußerlichen Menschenrechten als Grundlage jeder menschlichen Gemeinschaft, des Friedens und der Gerechtigkeit in der Welt.”

Klare Worte und nicht in Frage zu stellen. Sie bilden den Grundstein unserer Demokratie und machen unser Menschsein aus. In meinem Umfeld wird Gemeinschaft genau so gelebt. Da ist es kein Makel, nicht Christ zu sein, nicht straight zu sein, nicht weiß zu sein, nicht ohne Migrationshintergrund zu sein, körperlich beeinträchtigt zu sein. Und vor allem ist es kein Makel füreinander da zu sein und sich gegenseitig Mut zu machen. Deswegen bin ich hier. Ich stehe nicht hier, um gegen irgendetwas zu protestieren. Ich stehe nicht hier, um gegen andere Menschen, Ansichten oder Ideologien aufzuhetzen.

Nein! Ich stehe hier, um unser Grundgesetz zu würdigen. Um an unsere Demokratie zu erinnern und an die Nächstenliebe zu appellieren. Ich will zeigen, dass wir alle Menschen sind und dass wir alle miteinander leben können. Für meinen Frieden muss sich niemand verstecken oder verstellen. Für meinen Frieden muss niemand gezwungen werden, etwas zu tun oder zu lassen. Für meinen Frieden muss niemand einem Ideal entsprechen.

Im Gegenteil: Ich wünsche mir für meinen Frieden Vielfalt und Gleichberechtigung. Einen bunten Mix und Austausch unter meinen Freunden. Ich wünsche mir Zusammenhalt und Unterstützung. Und ich wünsche mir, dass alle Menschen gut und glücklich miteinander auskommen und sich darüber freuen, nicht alle gleich zu sein. Deutschland lebt eine Demokratie. Und auch wenn ich mir das nicht ausgesucht habe bin ich froh, ein Teil davon zu sein. Tausende Menschen jedoch entscheiden sich dazu, ein Teil unserer Demokratie werden zu wollen.

Ich finde es ist nur fair, diesen Menschen zu zeigen, was das heißt und wofür wir stehen. Für Offenheit und Freiheit. Für Toleranz und Frieden. Für Vielfalt und Demokratie. Für die Würde eines jeden einzelnen Menschen.

(Fotos Kaufmann und WP, Jörg Winkel)