Herr Wortberg, Sir Henry und der Schwarze Ritter

Es ist Montag, der 07.11.2022, als sich die Türen unseres Konferenzsaales für die Welt der Geschichten öffnen: Den Vorlesetag an unserer Schule. Schülerinnen und Schüler der Klassen 8 dürfen heute Vormittag zu Gast sein bei Herrn Christoph Wortberg, der nicht nur Geschichten erfindet und hauptsächlich Jugendromane verfasst. Er erzählt auch von seinem Leben als Schauspieler und den damit verbundenen Hürden, Sorgen und Ängsten. Das ist toll, denn so sind wir hautnah mit dran an seinem Leben und können das, was er uns aus erster Hand über seinen Berufswechsel erzählt, verstehen und begreifen.

Überhaupt wirkt der junggebliebene Mann sehr sympathisch und offen und lernt um der besseren Kommunikation Willen zuallererst die Namen aller anwesenden Schülerinnen und Schüler auswendig. „So habe ich das Gefühl, dass unsere Begegnung persönlicher ist“, sagt er dazu. Und damit sich das Erinnern an die vielen Namen und Gesichter auch lohnt, erfinden die Klassen 8a und 8c im freien Gedankenspiel unter Wortmeldungen und Namensnennungen eine gemeinsame Geschichte zum Titel „Der schwarze Ritter“. Nach einer halben Stunde voller Magie, heldenhafter Ritter mit Superkräften, fliegender Pferde, enthaupteter Königinnen und Könige sowie verliebter Drachen hat Sir Henry le Blanc den schwarzen Ritter nicht aufhalten können und er wird wohl noch in einer Fortsetzung, die wir irgendwann vielleicht einmal von unseren Schülern aufgeführt hören dürfen, sein Unwesen treiben. „Wisst ihr eigentlich, was ihr da gerade gemacht habt?“, will Herr Wortberg wissen. Ganz klar: Eine Geschichte „geschrieben“.

Das anfangs zaghafte Gedankenexperiment macht im Laufe seiner Entwicklung sogar richtig Spaß, stellen unsere Achtklässler fest. „Das ist der Grund, warum ich schreibe. Es macht mir Spaß. Es passiert einfach so.“, erklärt Herr Wortberg. Zum Abschluss präsentiert er uns den Jugendroman „Easy“ in zwei unterschiedlichen Auflagen, mit zwei unterschiedlichen Covern und Klappentexten – verbunden mit einer Bitte an unsere junge Zuhörerschaft: Der Schein kann täuschen. Nicht alles, was nur gut aussieht ist auch gut (geschrieben). Daher lohnt es sich immer ein Buch anzulesen, um einen ersten Eindruck von einer Geschichte zu erhalten. Die ist in „Easy“ jedoch gleich geblieben: Ein vierzehnjähriger Junge muss für seine depressive Mutter in die Verantwortung für die sechsjährigen Zwillinge und die Familienversorgung treten. Die Einschulung der beiden, der Tod der Oma, der Jobverlust der alleinerziehenden Mutter und zunehmende Geldnot treiben ihn zu einer gewagten Entscheidung. Welche das ist, erfahrt ihr im Laufe der Romanhandlung. Gibt’s ein Happy End? … verraten wir nicht. Lest selbst, es lohnt sich! Gut gelaunt und mit einer Menge Gesprächsstoff entlässt Christoph Wortberg die Schülerinnen und Schüler nach 90 Minuten in die Pause und uns mit einem Kompliment: „Das hier ist eine gute Schule, das merkt man im Miteinander. Es hat mir Freude gemacht hier sein zu dürfen.“ Wir bedanken uns für die Mitmach-Vorlesung und werden uns bestimmt immer mal wieder mit einem Schmunzeln an den schwarzen Ritter auf Stute Gundula zurück erinnern.

Anke Koch