STASI-Häftling Peter Keup an Maria Königin – Zeitzeuge berichtet über sein bewegtes Leben

30 Stunden und 29 Minuten – das war die exakte Zeit eines ununterbrochenen STASI-Verhörs mit Peter Keup. Am Ende war der damalige 22jährige Mann infolge Wassermangels dehydriert und erlitt einen Nervenzusammenbruch.

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Den Grund für diese Folter schilderte der 1958 in Radebeul geborene Keup am Montag, 26.09.2016, über 250 Oberstufenschülern des Gymnasiums Maria Königin Lennestadt im vollbesetzten Konferenzsaal. Keup, der im Auftrag der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur tätig ist, verlebte zunächst eine „DDR-typische“ Jugend (der Vater war als Kommunist 1956 in die DDR gezogen): Mitglied der kommunistischen Jugendorganisationen Thälmann-Pioniere und FDJ, strikt linientreu erzogen. „Ich glaubte zunächst sogar, dass die Mauer ein ‚antifaschistischer Schutzwall‛ sei.“ – Bis die Großeltern aus Essen zu Besuch kamen und von Grenzschikanen und Mauertoten berichteten.

Wegen des danach gestellten Ausreiseantrags der Eltern galt der 16jährige Peter als „Verräter“, musste die Schule verlassen, durfte nicht mehr im Sportverein trainieren. Die ihm angebotene Alternative lautete: „Sag dich von deinen Eltern los, dann wirst du von einer Pflegefamilie adoptiert und kannst das Abitur machen.“

Eine weitere Lebensperspektive in der DDR sah Keup nicht mehr. Der anschließende Fluchtversuch (über die ČSSR nach Ungarn, dort über die Donau nach Österreich schwimmen) scheiterte aber bei der DDR-Grenzkontrolle: Keup hatte vergessen, eine Rückfahrkarte zu kaufen! Es folgten entwürdigende Leibesvisitationen, 20stündige Verhöre und zunächst eine viermonatige U-Haft im STASI-Gefängnis in Dresden. Keup, der in der Haft 20 Kilogramm Gewicht verlor, zeigte einen Filmausschnitt über die Haftbedingungen der 2×3 Meter „großen“ Zellen mit ihren indiskutablen „Sanitäreinrichtungen“ sowie über die perfide Grenzsicherung der Berliner Mauer mit „Todesstreifen“ und Selbstschussanlagen.

Die Schülerinnen und Schüler, hochkonzentriert und betroffen, hatten viele Fragen an den Zeitzeugen: Wie schlägt man die Zeit tot, wenn man nicht einmal lesen oder Briefe schreiben darf? Wie hat er die weiteren zehn Monate Haft nach seiner Verurteilung als „Republikflüchtling“ ausgehalten? Was dachten die Eltern und Geschwister, die nichts über seinen Verbleib wussten?

Peter Keup gelangte schließlich im März 1982 im Rahmen des Häftlingsfreikaufs in die Bundesrepublik und lebt heute in Essen.

Das Resumé der Schüler war einhellig: „Das ging unter die Haut – solche Geschichtsstunden sollte es öfter geben!“